Matthias Kassel: |
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Zusammenfassung des InhaltsDie seit 1996 in der Basler Paul Sacher Stiftung bestehende Sammlung Mauricio Kagel war von Beginn an ungewöhnlich facettenreich,
denn der Komponist übergab dem Archiv neben handschriftlichen Skizzen, Partiturentwürfen und Reinschriften kontinuierlich auch zahlreiche
Ton-, Bild- und Filmdokumente, in denen sich sein multimedial ausgreifendes Schaffen spiegelt. So steht der Forschung ein breiter
Materialfundus zur Verfügung, um Kagels Arbeiten in allen Sparten von der nicht selten durch Zuspielbänder und Projektionen erweiterten
Konzertmusik über die Bühnenwerke bis hin zu Hörspielen und Filmen angemessen zu untersuchen. Dennoch erschloss eine im Jahr 2004
erfolgte Ergänzung dem Bestand nochmals eine völlig neue Dimension: Sie enthielt Kagels mehrere hundert Objekte umfassende Sammlung von
Instrumenten, Klangerzeugern und Requisiten, welche er über mehrere Jahrzehnte hinweg zusammengestellt und für seine Werke genutzt hatte.
Was hier von Kagel und den Spielern des Kölner Ensembles für Neue Musik zur Ausarbeitung und Aufführung von »Acustica«, »Unter Strom« und
anderen in diesem Buch diskutierten Kompositionen zusammengetragen und spielpraktisch entwickelt wurde, lässt sich mit einem konventionellen
Verständnis des Begriffs »Instrument« nur unzulänglich erfassen. Begrifflich angemessener erscheint die neutralere und zugleich umfassendere
Bezeichnung »Klangerzeuger«, die von Kagel und seinen Mitspielern für ihr Instrumentarium gerne benutzt wurde. Sie verdeutlicht die
Heterogenität des ge- und erfundenen Spielmaterials und deutet darüber hinaus den experimentellen Ansatz der daraus entwickelten
Instrumentenstudien an, in welchen die herrschende Konvention des Instrumentenbegriffs mit musikalischen Mitteln gezielt hinterfragt wurde.
BibliophilesGesetzt wurde dieses Buch aus der »Quadraat«, einer mit schönen Details ausgestatteten Schrift, die von dem niederländischen Schrift-Designer
Fred Smeijers (1961 geboren) zwischen 1992 und 1997 gezeichnet wurde. Besonders interessant an der »Quadraat« ist die Kursive, die fast ohne Neigung auskommt,
jedoch eigenständige Buchstabenformen und anders gestaltete Serifen (die »Füßchen« unten und oben an den Buchstaben) als die Gerade aufweist.
Dadurch unterscheidet sie sich einerseits deutlich von dieser und erfüllt somit ihre Funktion als Auszeichnungsschrift; andererseits passt sie sich durch die minimale
Neigung sehr harmonisch in das Schriftbild der Geraden ein. »Normale« Kursive wie beispielsweise die durch Laserdrucker monopolartig verbreitete
»Times« mit ihrer ausgeprägten Neigung oder die ebenfalls bekannte »Garamond« mit noch stärkerer Neigung stechen dagegen sehr stark
hervor und wirken dadurch oft wie ein Fremdkörper im Satzbild. Falls Ihr Browser die Schriften korrekt anzeigt, sehen Sie hier zur Verdeutlichung diesen Satz in
»Times« kursiv. Und zum Vergleich gibt es hier mehrere Beispielseiten aus dem Buch als PDF in der Originalschrift
»Quadraat« mit der Kursiven als Auszeichnungsschrift bei Werktiteln und ähnlichem. Außerdem können Sie hier noch das
Titelblatt (Seite 2 und 3) sehen.
RezensionenDie Musikforschung 72 (2019), Heft 2 Wie Kagels Schriften ist übrigens auch Kassels Text von großer sprachlicher Dichte, wobei mancherorts
in Verbindung mit der geschickten Einbindung von Zitaten sprachliche Kleinode entstehen (
). In Verbindung mit dem 2011 bei Schwabe in Basel erschienenen, ebenfalls von Matthias Kassel
herausgegebenen Essay- und Dokumentenband zum Zwei-Mann-Orchester bildet die nun erschienene Dissertation die Standardlektüre zu dem besprochenen Repertoire und ist ein wichtiger
Beitrag zur Aufführungspraxis dieser historischen Werke. Darüber hinaus zeigt sich insbesondere im Quellenverzeichnis, wie reich Kagels Nachlass in Basel ist und welche zukünftigen
Forschungsperspektiven sich zum Beispiel in Bezug auf Kagels Tonstudioarbeit (
) dadurch eröffnen. Dies ist insofern von Bedeutung, da ein Inventar der Sammlung bisher nicht
greifbar ist. Christina Richter-Ibánez Neue Zeitschrift für Musik (2019), Heft 1 Kassels Studie trägt nicht nur zur Erschließung der entsprechenden Strategien Kagels bei, sondern
bietet zudem vielfältige Impulse für zukünftige, an der Aufführungsebene dieser Werke ansetzende Analysen. Stefan Drees
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