Diva – Die Inszenierung der übermenschlichen Frau.
Interdisziplinäre Untersuchungen zu einem kulturellen
Phänomen des 19. und 20. Jahrhunderts, hg. von Rebecca
Grotjahn, Dörte Schmidt und Thomas Seedorf



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Zusammenfassung des Inhalts

Ziel des Buches ist es, die Diva – als Sängerin, als Bewunderte, als Star – in einem weiten Kontext zum Gegenstand systematischer wie historischer Untersuchungen zur Musikkultur des 19.und 20. Jahrhunderts zu machen. Sie wird hier als Protagonistin der Musik- beziehungsweise Kulturgeschichte betrachtet, als zentraler Bezugspunkt (musik-)kultureller Phänomene, und nicht – wie gerade in der Musikwissenschaft so oft – als Nebenfigur, deren Bedeutung sich lediglich aus ihrer Beziehung zu Entwicklungen der Gattungs- beziehungsweise Kompositionsgeschichte ableitet. Die Musiktheaterforschung hat die kulturellen Handlungszusammenhänge des Bühnenereignisses lange zugunsten einer an der Kategorie des Meisterwerks orientierten Analyse vernachlässigt, so daß erst seit wenigen Jahrzehnten die Bedeutung der Sängerinnen und Sänger, ihre Tätigkeit und ihre Kommunikation mit dem Publikum stärker in den Fokus des Interesses gerückt sind. Dabei sind Gender-Aspekte erst ansatzweise in den Blick genommen worden, obwohl sie sich geradezu aufdrängen.
Sowohl künstlerische Ausdrucksformen als auch Rezeptionsmodi des Publikums sind in der Musik nicht grundsätzlich von denen im Tanz, im Theater oder im Kino verschieden. Zahlreiche Werke insbesondere in der Epoche zwischen dem beginnenden 19. und den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts sind auf weibliche Hauptpersonen ausgerichtet und erfüllen durch ihre Inhalte wie ihre musikalisch-dramatischen Strukturen das offenkundige Bedürfnis des Publikums, diese zu bewundern. Partituren, Dramentexte oder Drehbücher sind oft geradezu darauf zugeschnitten, den Protagonistinnen ideale Möglichkeiten für die Selbstinszenierung zu schaffen. Dieser Aspekt verbindet überdies die Sphären, die als »Kunst« und »Unterhaltung« zu trennen insbesondere in der Musikgeschichtsschreibung eine problematische Gepflogenheit ist. Begriff und Phänomen der Diva liefern mithin einen Ansatz, zentrale kulturelle Epochen und Zustände, Entwicklungen und Prozesse zu beschreiben. Was besagt das Phänomen der Diva und seine Rezeption über die kulturelle und soziale Rolle von Künstlerinnen, was über Umgangsweisen mit Musik, was über die Medialität einer Epoche? Was unterscheidet eine Kultur, in der es die Diva im engeren Sinne noch nicht gab, von dem Zeitalter Sarah Bernhards und Greta Garbos oder dem Mariah Careys und Anna Netrebkos?
Eine Frage, die sich durch eine Reihe der Beiträge dieses Bandes zieht, ist die nach der (Selbst-)Inszenierung der Diva auf dem Podium, in der Presse, der (Auto-)Biografik und der Ikonographie. In welchem Verhältnis stehen Privatleben und Inszenierung? Welche Rolle spielt die äußere Erscheinung für die Wahrnehmung der Diva? Besonderes Augenmerk wird weiterhin auf den Zusammenhang des Phänomens Diva mit der künstlerischen Tätigkeit des Singens gelegt: Sind für die Identifikation der Sängerinnen mit der Diva nur historische Gründe maßgeblich (da sich der Begriff an Sängerinnen herausgebildet hat und gewissermaßen daran haften blieb), oder prädestinieren spezifische Momente speziell die Sängerin für die Diven-Rolle, etwa die besondere Wirkung der – weiblichen? hohen? – Singstimme oder die durch die Anfälligkeit der Stimme bedingte »Empfindlichkeit« der Sängerin?
Der Diva kommt im 19. Jahrhundert eine entscheidende Bedeutung nicht nur als Zentralfigur des öffentlichen Lebens und Adressatin öffentlich artikulierter Emotionen zu, sondern auch als Bezugspunkt von Musiktheater als Kunst: Die Oper ist auch die Bühne der sich selbst inszenierenden Diva. Werke des Musiktheaters werden nicht zuletzt auf diese Selbst-Inszenierungsmöglichkeiten hin konzipiert, was nicht nur die Gestaltung der Gesangspartien betrifft, die den Sängerinnen »auf den Leib geschneidert« werden, sondern auch Personenkonstellationen und Eigenschaften beziehungsweise Charaktere der Figuren. Dabei ist zu erkunden, ob es individuelle Diven-Stars sind, die musikalisch-dramatisch inszeniert werden (wie in der Pariser und Wiener Operette) oder ob die Diva eher als Typus Eingang in eine Rolle und damit in das dramatische Konzept findet.
 

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Gesetzt wurde dieses Buch aus der »Quadraat«, einer mit schönen Details ausgestatteten Schrift, die von dem niederländischen Schrift-Designer Fred Smeijers (1961 geboren) zwischen 1992 und 1997 gezeichnet wurde. Für den Umschlag, die Titelei, die Überschriften und die Bildlegenden wurde die serifenlose Version* dieser Schrift verwendet. Gedruckt wurde das Buch auf »Alster«, ein holzfreies, säurefreies und alterungsbeständiges Werkdruckpapier** mit angenehm gelblichweißer Färbung und hohem, griffigem Volumen,*** das von der Firma Geese in Hamburg geliefert wurde. Ebenfalls aus Hamburg, von Igepa, stammt der holzfreie, ungestrichene**** Umschlagkarton »Design Offset«, der sich durch seine satinierte Oberfläche auszeichnet.

*      Serifen: Die »Füßchen« unten und oben an den Buchstaben von Antiqua- und Egyptienne-Schriften; Linear-Antiqua und Grotesk-Schriften sind dagegen serifenlos.
**    Werkdruckpapier: Ein hochwertiges, maschinenglattes (so wie es aus der Papiermaschine kommt) oder (wie »Alster«) leicht satiniertes (geglättetes) und wenig geleimtes Druckpapier.
***  Papiervolumen: Das Alster-Werkdruckpapier mit einem Flächengewicht von 90g/qm hat 1,75faches Volumen, das heißt: Das Papier ist – im Vergleich zu einem Standardpapier mit demselben Flächengewicht und 1fachem Volumen – dicker, ohne schwerer zu sein.
**** Gestrichen/ungestrichen: Bei gestrichenen Papieren und Kartons wird die Oberfläche mit natürlichen Pigmenten (wie Kaolin und Kreide) sowie Bindemitteln bestrichen, die zwischen hochglanzpolierten heißen Walzen auf die Papieroberfläche aufgepreßt werden. Die Oberfläche (der »Strich«) kann matt oder glänzend sein (mit Zwischenstufen). Solche Papiere und Kartons eignen sich vor allem für brillante Farbabbildungen. Naturpapiere und -kartons sind dagegen ungestrichen. Sie können aber auch zwischen Walzen mehr oder weniger stark geglättet (satiniert) werden. Oder es werden Ihnen die verschiedensten Oberflächen eingeprägt (zum Beispiel mit Filz oder entsprechend gravierten Walzen).

Im folgenden sehen Sie einige Seiten aus dem Buch, die die oben gegebenen Erläuterungen illustrieren. Um diese PDF-Dateien ansehen zu können, benötigen Sie das Programm »Adobe Acrobat-Reader«.

Hintere Umschlagseite mit Buchrücken und vorderer Umschlagseite. Bitte bedenken Sie, daß die Farben, wie Sie sie am Bildschirm sehen, und auf dem gedruckten Buchumschlag mehr oder weniger stark voneinander abweichen können. Das hängt damit zusammen, daß wir für den Druck Sonderfarben verwenden, die mit dem 3-Farb-System eines Monitors (RGB-Modus) nicht adäquat wiedergegeben werden können. Diese Ansicht soll Ihnen nur eine ungefähre Vorstellung des Ganzen vermitteln.
Reihen- und Haupttitel auf einer Doppelseite (Seite 2 und 3)
Elf verschiedene Seiten aus dem Buch
 

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WDR 3 TonArt, Radiosendung am 14. Juli 2011       […] Der Band stellt viele, auch heute unbekannte, Frauen verschiedener Kunstsparten vor – Angelica Catalani beispielsweise oder Adelina Patti, Agnese Schebest, Tamaki Miura und viele mehr – und dabei zeigt sich, dass trotz aller Unterschiede das Phänomen Diva im 19. und 20. Jahrhundert äußerst präsent ist: Das geht soweit, dass Opern- und Theaterstücke, aber auch Filme und Kompositionen ganz auf die Diva zugeschnitten werden – eine wichtige Erkenntnis für die Analyse dieser Werke. Dass die verschiedenen Sparten wie Oper, Theater und Film häufiger gemeinsam betrachtet werden sollten, da sie sich gegenseitig beeinflusst und befruchtet haben, ist eine weitere Erkenntnis, die der Band vor Augen führt.
Obwohl der Sammelband bei weitem nicht das erste Buch zum Phänomen der Diva ist, steht die Forschung, so wird deutlich, in dieser Hinsicht immer noch am Anfang: Die Aufsätze werfen oft mehr Fragen auf als dass sie sie beantworten, was durchaus inspirierend sein kann.
Zum Schluss sei noch verraten, dass es der Band selbst mit jeder Diva aufnehmen kann: Im Din-A-4-Format, mit ungewöhnlich dickem Papier, edlem Satz, weinrotem Einband und schlichter Titelgestaltung hebt er sich angenehm von anderen Forschungs-Publikationen ab.        Dorothee Riemer

Lied und populäre Kultur. Jahrbuch des Deutschen Volksliedarchivs Freiburg, 56. Jg., November 2011       Neben seinen Versuchen der Begriffsklärung liegt der Hauptverdienst des Bands Diva in der Aufarbeitung der Vor- und Frühgeschichte des Stars. Zwar rücken die kulturellen, sozialen und psychischen Funktionen von Berühmtheit und Bewunderung eher in den Hintergrund. Dafür leistet das Buch mit seiner dezidiert historischen Ausrichtung einen umso gewichtigeren Beitrag zur Kultur- und Bühnengeschichte aus der Sicht der Genderforschung. Das Plädoyer der Herausgebenden, die Musiktheaterforschung in die kulturwissenschaftliche Diskussion von Star-Phänomenen einzubeziehen und dabei den Fokus nicht wie sonst in der Musikwissenschaft üblich auf den Werktext, sondern in erster Linie auf die Performance und somit die Bühnenkünstlerin zu lenken, erweist sich als höchst fruchtbar. Die Fokussierung auf weibliche Bühnenstars des 19. und frühen 20. Jahrhunderts verschafft aufschlussreiche Einblicke in das Verhältnis von Weiblichkeit, Stimme, Inszenierung und Öffentlichkeit. […]
Es sind vor allem die anschaulichen Fallgeschichten, die den übrigens bemerkenswert schön ausgestatteten Band mit seinen insgesamt sechzehn Aufsätzen zur anregenden Lektüre machen. Der Anspruch des Bandes insgesamt liegt nicht so sehr in der theoretischen Analyse von Starphänomenen, obwohl eine stärkere Theoretisierung der Ansätze und Ergebnisse gerade aufgrund der interdisziplinären Ausrichtung spannend wäre. (Eine der Ausnahmen bildet Michael Wedels Aufsatz zu Körperinszenierungen von Stimme und Gesicht, Nähe und Unerreichbarkeit im Kino.) Das reiche aussagekräftige Material sowie die choreographisch gelungene Zusammen- und Gegenüberstellung der Beiträge verweisen die Lesenden jedoch auf über die einzelnen Beispiele hinausreichende kulturgeschichtliche Zusammenhänge von hoher Brisanz.        Barbara Straumann

Jahrbuch Musik und Gender, Band 5, 2012       Auffallend und für die stringente Konzeption sprechend ist, dass bei aller thematischen Heterogenität deutlich wird, wie eng die Beiträge miteinander verzahnt sind. So sind die zentralen Begriffe Star, (Selbst?)Inszenierung, Image, der Sängerinnen- und Darstellerinnendiskurs, die Rolle von Weiblichkeitstypen sowie das Verhältnis zwischen Persona und Performer fast in jedem Beitrag zu entdecken. Beim Lesen entsteht ein enges Beziehungsgeflecht, was auch die Querverweise auf einzelne Beiträge verdeutlichen. Man befindet sich schnell in einem Diven-Kosmos, in denen Diven wie die Patti, die Bernhardt, die Duse oder die Garbo immer wieder auftreten und in dem stets erneut gleiche Vorangehens- und Sichtweisen deutlich werden, die die Inszenierungsstrategien und vor allem den Aspekt der Wahrnehmung betreffen. So geht es nur in Ausnahmefällen um das Nachspüren verifizierbarer Fakten oder der Suche nach der wahren und echten Person. Im Zentrum des Interesses stehen vielmehr Wahrnehmungsmuster und Bedeutungszuschreibungen bei der Produktion und Rezeption von als authentisch verkauften Persönlichkeiten. […] Schließlich erscheinen strikte Definitionen in einem solch diffusen Diskurs zur Popularität und Medialität von Weiblichkeitsimages in letzter Konsequenz wenig sinnvoll zu sein. Mit dem divergierenden Gebrauch der Begriffe ›Image‹, ›Diva‹ und ›Star‹ wird damit durchaus ein Ziel der Herausgeber erreicht: die Öffnung der Diskussion. Dies gelingt, gerade weil trotz unterschiedlichem Gebrauch von Begrifflichkeiten, stets gleiche Inszenierungsmuster der Diva und Bedeutungszuschreibungen an die Diva aufgedeckt werden können. Das Ziel der Interdisziplinarität, das sowohl verschiedene Facetten der Diva als auch ihrer kulturellen, ökonomischen und gesellschaftlichen Begleitumstände beleuchtet, ist bereits durch die Auswahl der Beiträge erreicht. Sie führt zudem zu einem äußerst abwechslungsreichen und interessanten Buch zum Phänomen Diva, das sich mit unterschiedlichen Medien wie dem Film, der Biographie, der Photographie und den Aspekten Stimme, Rezeption, Gender-Zuschreibungen, Werk, Personenkonstellationen, Narrativität, und Repertoire gleichermaßen beschäftigt. Das Ziel, die Diva zum zentralen Bezugspunkt kultureller Phänomene im 19. und 20. Jahrhundert zu machen, ist damit im vollen Maße geglückt. Mehr noch vermag der Band, die Relevanz des Themas zu zeigen sowie die Neugierde an weiterer Forschung zu wecken. […] Und außergewöhnlich kommt auch das aus der 2005 stattgefundenen Tagung an der Stuttgarter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst entstandene Buch daher. In überdimensionaler Größe, den zugeschriebenen Ansprüchen einer Diva angemessen, und mit ansprechender Gestaltung reiht es sich in die Reihe Forum Musikwissenschaft des Argus Verlags ein.        Sandra Danielczyk

 

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