Rund um Beethoven. Interpretationsforschung heute
Herausgegeben von Thomas Gartmann und Daniel Allenbach



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Zusammenfassung des Inhalts

Interpretation, das bedeutet: Auslegung, Übersetzung, Ausdeutung, Erklärung, Erläuterung. Anders als bei Theologie und Jurisprudenz besitzt der Begriff der »musikalischen Interpretation« eine zweite Bedeutungsebene, die im Laufe des 19. Jahrhunderts den Terminus »Vortrag« zunehmend ersetzte: die klingende Realisierung von Musik. Adorno hat dies verkürzt auf den Nenner gebracht: »Musik interpretieren bedeutet Musik machen.«
Vortragslehren, ob nun mündlich oder schriftlich praktizierte und tradierte, und Vortragsbezeichnungen waren frühe Mittel, individuelle Werkauffassungen für Andere festzuhalten, verbreitet von der Frühzeit musikalischer Aufklärung bis zur Adorno-Schule, die aus den streng analytischen Kompositionsprinzipien der Zweiten Wiener Schule Rückschlüsse für eine Idealinterpretation von Werken der Wiener Klassik zog, so Komposition und Interpretation eng verschränkte und dabei einen geradezu absoluten Geltungsbegriff postulierte. Das Ziel mustergültiger Aufführungen zeigt sich seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert auch in den Ausgaben großer Meister, den sogenannten Instruktionsausgaben.
Vermeintlich einfacher hat es die Interpretationsforschung, wo durch die engere Zusammenarbeit von Komponist und Interpreten bereits im Kompositionsprozess wie auch bei der Rezeption eine auktoriale Aufführungstradition direkt begründet und zunehmend auch auf Tonträgern dokumentiert wurde. Analysiert man allerdings unterschiedliche Aufnahmen durch solche Referenz-Interpreten oder die Komponisten selbst, merkt man rasch, wie weit man hier einen Begriff von Authentizität relativieren muss, was noch viel mehr für eine sogenannte historische Aufführungspraxis gilt, die in ihren ersten Jahren – zumindest aus kommerzieller Perspektive – mit so fehlleitenden wie unzutreffenden Begriffen wie »Original« oder »Rekonstruktion« arbeitete. Auch hier konnte der Wunsch nach Authentizität immer nur fiktiv bleiben.
Es geht im vorliegenden Band um die Erforschung von Aufführungs- und Interpretationstraditionen, um Methoden angewandter Interpretationsforschung, um die Spannung zwischen kommentierten Ausgaben, Dirigiereintragungen und dem klanglichen Resultat. Dank digitaler Hilfsmittel können heutzutage neben Spieldauern und Tempi auch die Zeitgestaltung, die Agogik und der Rhythmus analysiert werden, aber auch Intonation und Klangfarbe.
Der Band fasst den Interpretationsbegriff bewusst breit und spiegelt damit das Spektrum der heutigen Interpretationsforschung: Editionen, die sich bei ihren Entscheidungen auf bestimmte Interpretationen festlegen müssen, kommentierte Ausgaben, Tonträger, seien es nun auditive oder Welte- und weitere Klavierrollen, die uns quasi den Finger- und den Fußabdruck berühmter Interpretinnen und Interpreten geben, ferner ein Nachspielen als Re-Enactment, aber auch Spuren von Interpretationen, die sich in Bearbeitungen und in der Rezeption finden.
Seit den Anfängen der Interpretationsforschung erwies sich Ludwig van Beethoven – und hier vor allem sein pianistisches und sinfonisches Werk – als größte Herausforderung und beliebtestes Exempel, weshalb die Beiträge dieses Bandes rund um Beethoven gruppiert sind.
 

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Gesetzt wurde dieses Buch aus der »Seria« und der »SeriaSans«, die von dem Schriftdesiger Martin Majoor im Jahre 2000 gezeichnet wurden. Auffallend an der »Seria« ist die elegante Kursive, die fast ohne Neigung auskommt, jedoch eigenständige und zum Teil sehr ausgefallene Buchstabenformen aufweist. Dadurch unterscheidet sie sich einerseits deutlich von der Geraden und erfüllt somit ihre Funktion als Auszeichnungsschrift (zum Beispiel für Werktitel); andererseits passt sie sich durch die minimale Neigung sehr harmonisch in das Schriftbild der Geraden ein. Der folgende Link verweist auf einige Beispielseiten aus dem Buch als PDF in der Originalschrift »Seria« mit der Kursiven als Auszeichnungsschrift bei Werktiteln und ähnlichem und der »SeriaSans«, die für Überschriften, Zwischentitel und Bildlegenden verwendet wurde. Außerdem können Sie hier noch die Titelei mit Reihen- und Haupttitel (Seite 2 und 3) sehen.
Gedruckt wurden das Buch von der Firma Bookstation in Anzing bei München auf »Eos«, einem holzfreien, säurefreien, chlorfreien und alterungsbeständigen Werkdruckpapier mit angenehm gelblichweißer Färbung und hohem Volumen, das von der Papierfabrik Salzer im niederösterreichischen Sankt Pölten hergestellt wird. Werkdruckpapiere sind hochwertige, maschinenglatte (so wie sie aus der Papiermaschine kommen) oder (wie »Eos«) leicht satinierte, das heißt geglättete und wenig geleimte Druckpapiere. Und ein hohes Volumen bedeutet, dass ein Papier dicker als ein Standardpapier ist. Das Eos-Werkdruckpapier mit einem Flächengewicht von 90g/qm weist ein 1,75-faches Volumen auf. Es ist fülliger, aber nicht schwerer als ein Standardpapier mit demselben Flächengewicht und 1-fachem Volumen.
Das Vorsatzpapier »Caribic Cherry« wurde von Igepa in Hamburg geliefert. Vorsatzpapiere müssen besonders zäh und reißfest sein, da der gesamte (fadengeheftete) Buchblock mit Hilfe des Vorsatzes in den Umschlag »eingehängt« wird, und das bedeutet: Der Vorsatz muss (zusammen mit dem sogenannten Fälzelstreifen, der aus Fälzelpapier oder Gewebe besteht) das zum Teil nicht unerhebliche Gewicht des Buchblocks in der Buchdecke halten.
»Rives Tradition«, ein Recyclingpapier mit leichter Filznarbung, das für den Bezug des Umschlags verwendet wurde, wird von der Papierfabrik Arjo Wiggins in Issy-les-Moulineaux bei Paris gefertigt. Nicht zu vergessen das Kapitalband mit rot-schwarzer Raupe, das von der Firma Dr. Günther Kast, Technische Gewebe und Spezialfasererzeugnisse, in Sonthofen im Oberallgäu gewoben wurde. Die sogenannte Raupe ist der sichtbare runde Teil des Kapitalbandes. Dieses wird mit einem flachen Band, das an der Raupe angewoben ist, am Buchrücken festgeklebt.
Fadengeheftet und gebunden wurde der Band schließlich von der Druckerei Bookstation.
Die hintere Umschlagseite mit Buchrücken und vorderer Umschlagseite können Sie hier als PDF sehen.
 

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Rezensionen

Schweizer Musikzeitung 23 (Dezember 2020)        [Ein] Sammelband, der einen umfassenden Beitrag liefert zum Stand heutiger Interpretationsforschung. Ausgesprochen edel ist die Ausgabe der Edition Argus, mehr als gründlich wirkt das Lektorat der Texte.     Torsten Möller
 

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